#10 Ahmadjan und der Wiedehopf

 

Maren und Ahmadjan Amini, 2022

 
 

Ahmadjan und der Wiedehopf

6. Juni 18 Uhr

Im Gespräch mit Maren Amini

mit musikalischer Begleitung von Janaka Zamani

1972 machte sich Ahmadjan aus Afghanistan auf die Reise nach Hamburg, um dort Künstler zu werden. Dieses Unterfangen wurde von vielen Aufs und Abs begleitet, die innere und äußere Zerrissenheiten bei der Suche nach dem Glück hervorriefen. Von diesen berichtet seine Tochter, Maren Amini, in der Graphic Novel «Ahmadjan und der Wiedehopf» und verschränkt die Migrationsgeschichte ihres Vaters mit Attars „Konferenz der Vögel“.

Unbestimmtheit, aber auch die Hoffnung verbindet die Reisenden – den Künstler und die Vogelschar – gleichermaßen. Ahmadjan will die Zwänge und Härten der Welt hinter sich lassen, um Erfüllung in der Freiheit zu finden. Dabei durchquert er sieben Täler und jedes Tal erfordert Einsicht und Selbstprüfung. Die Täler führen durch die Hippiezeit in Afghanistan, die Musik- und freie Kunstszene der 70er Jahre in Kabul und in Hamburg und zu Widerstandskämpfer:innen weit oben im Gebirge des Hindukuschs. Zu einer Zeit, als amerikanische Tourist:innen noch in den Parks von Kabul zelteten, in einer Zeit von Friedensbewegungen, wilden Partys und eines sich anbahnenden nicht enden wollenden Krieges. Diese Reise durch Raum und Zeit wird begleitet von Ahmadjan Aminis Kunstwerken, die vor Leben sprühen.

Bei diesem Abendvortrag erzählt Maren Amini von der Zusammenarbeit mit ihrem Vater, von ihrer Inspiration durch Attars Erzählung und von jener Reise, die von nun an nicht mehr ausschließlich in der Erinnerung liegt, sondern auch in farbenfrohen Bildern und Texten Gestalt angenommen hat.

GesprächspartnerInnen:

Maren Amini wurde 1983 in Hamburg geboren und hat deutsche und afghanische Wurzeln. 2009: Diplom Kommunikationsdesign Fachrrichtung Illustration (Informative Illustration bei Prof. Reinhard Schulz-Schaeffer). 2010-2011: Weiterbildung an der Akademie für Kindermedien in Erfurt (Animations-Serien-Konzepte) Seit 2006: freiberufliche Cartoonistin, Comiczeichenrin und Illustratorin in Hamburg.

Ahmadjan Amini wurde im frühen Winter 1953 im Pass ist der 9.Dezember eingetragen; in Malaspa im Panjshir-Tal geboren. Nachdem Schulbesuch und erfolgreichem Abschluss am Afghan Institut of Technology in Kabul wagte Ahmadjan den Sprung in den Westen. Es war bestimmt nicht nur Bildungsdrang, sondern auch ein gehöriger Schuss Neugier und Abenteuerlust, der den damals gerade Achtzehnjährigen aus dem noch friedlichen Kabul hinaustrieb. Seine Wahlheimat wurde für vier Jahre Hamburg. Dort besuchte er die Kunstschule Rolf Laute und war Gaststudent an der Hochschule für bildend Künste. 1978 musste er nach Afghanistan zurückkehren und wurde sofort unter Daud zum Militärdienst in die afghanische Armee gezwungen. Der bald einsetzende Bürgerkrieg und der sowjetische Einmarsch veranlassten ihn, wie so viele seiner Landsleute, schließlich 1980, seine Heimat zu verlassen. Seither lebt er in Hamburg und Ende der 80er studiert er Computer Grafik am Institut für Computer-Graphic-Design in Hamburg. Das erworbene Diplom ermöglicht ihm neue berufliche, aber auch künstlerisch gestalterische Perspektiven.

ENGLISH

In 1972, Ahmadjan travelled from Afghanistan to Hamburg where he wanted to become an artist. This endeavour was accompanied by many ups and downs, which caused inner and outer turmoil in his search for happiness. His daughter, Maren Amini, tells of these in the graphic novel Ahmadjan und der Wiedehopf and interweaves her father's migration story with Attar's Conference of the Birds.

The travellers – the artist and the flock of birds alike – are united by both uncertainty and hope. Ahmadjan wants to leave the constraints and hardships of the world behind him in order to find fulfilment in freedom. In doing so, he crosses seven valleys and each valley requires insight and self-examination. The valleys lead through the hippie era in Afghanistan, the music and free art scene of the 1970s in Kabul and Hamburg and to resistance fighters high up in the mountains of the Hindu Kush. At a time when American tourists were still camping in the parks of Kabul, at a time of peace movements, wild parties and an approaching war that seems never-ending. This journey through space and time is accompanied by Ahmadjan Amini's artworks, which are bustling with life.

In this evening talk, Maren Amini reflect on their collaboration, on their inspiration drawn from Attar's tale and on that journey, which from now on no longer lies exclusively in memory, but has also taken shape in colourful images and texts.

TÄLER DES SIMORGH

Ein Transhistorisches Streben nach Gleichheit und Demokratie 

Seit September 2022 protestieren die Menschen im Iran für einen Regimewechsel, Demokratie, Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte. Diese Protestbewegung, die zunächst von Frauen und Mädchen unter Einsatz ihres Lebens begonnen wurde, hat sich zu einer feministisch-intersektionellen Revolution ausgeweitet. Menschen aus verschiedenen marginalisierten Gruppen schlossen sich zusammen und versuchen gemeinsam, Demokratie und Gleichheit im Iran zu etablieren. Sie bilden eine Einheit der Vielfalt, ähnlich wie der Simorgh in Farid Al-Din Attars Konferenz der Vögel (geschrieben im 12. Jahrhundert). Aus einer transhistorischen und transkulturellen Perspektive soll das Projekt die Bedeutung dieses Epos für die heutige Zeit hervorheben und die Rolle von Kunst und Literatur im Kampf für Gleichberechtigung untersuchen.

Wir laden Sie herzlich ein, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen Künstler:innen ihre Arbeiten vorstellen und mit uns über das Nachleben der Konferenz der Vögel diskutieren.

INTRA RESEARCH PROJEKT

Kunst & Forschung . Fokus Relationale Forschung an der Universität für Angewandte Kunst Wien

Institut für Kunstgeschichte (Universtität für Angewandte Kunst Wien)

ENGLISH

ABOUT

Valleys of the Simorgh 

A transhistorical Quest for Equality and Democracy

Since September 2022 people in Iran have been protesting for regime change, democracy, freedom, equality and human rights. This protest movement, initially started by women and girls at the risk of their lives, expanded into a feminist-intersectional revolution. People from different marginalized groups joined together and collectively try to establish democracy and equality in Iran. They build a union of diversity, similar to the Simorgh in Farid Al-Din Attar’s Conference of the Birds (written in the 12th century). From a transhistorical as well as transcultural perspective, the project aims to highlight the significance of this epic for today and to explore the role of art and literature in the struggle for equality rights.


We warmly invite you to participate in our events where artists present their work and discuss with us the afterlife of the Conference of the Birds.

INTRA RESEARCH PROJECT

Art & Research - Focus Related Research at the University of Applied Arts Vienna

Institute for Art History (University of Applied Arts Vienna)

Video: Barbara Seifert

 
 

Photos: Jakob Lindner


Dieses Forschungsprojekt wurde teilweise von der Universität für Angewandte Kunst finanziert. / This research project is partially funded by the University of Applied Arts.

 
Art hinterlnd